Das Lese-Experiment 2021



Unter Büchermenschen ist es ein bekanntes Phänomen und wird als völlig normal angesehen: Etwa einmal pro Jahr (in manchen Fällen auch öfter) ist man als bekennender Lese-Junkie der Meinung, dass JETZT! SOFORT! das komplette Bücherregal bzw. die Regale umgeräumt werden muss bzw. müssen. Die Tatsache, dass man eventuell über 1000, 2000 oder noch mehr Bücher besitzt, die man beim Umräumen dann logischerweise auch alle bewegen muss, hat in diesem Fall noch niemanden abgeschreckt, denn genau diese Beschäftigung ist quasi des Bücherwurms Fitnessstudio.



 

Bücher werden allerdings nicht einfach so ins Regal gestellt, wo denkt Ihr hin? - Bücher werden nach teils komplizierten und teils völlig unlogischen Systemen sortiert. Gerne auch nach Farbe und innerhalb der Farbe nach Anfangsbuchstaben des Autorennamens. Oder chronologisch. Oder nach Größe und/oder Verlag. Oder nach Herkunftsland des Autoren bzw. Schauplatz des Buches. Genresortierung ist ebenfalls beliebt und manche Nerds würden NIE! NIE! NIEMALS!!! Hardcover neben Taschenbücher stellen. Natürlich müssen Buchserien gesondert und der Reihenfolge entsprechend ein Extra-Regal bewohnen und der innere Monk des Bookaholics schreit jedes mal schmerzhaft auf, wenn innerhalb einer Reihe das Layout oder - noch schlimmer - die Größe des Buches verändert wird (was leider viel zu häufig vorkommt). 

 

 

 


Auch ich bekam es irgendwann gegen Mitte des Jahres 2020 mal wieder in den Kopf, meine Bücher - etwa 1500 an der Zahl - komplett umzuräumen und die Regale etwas neu zu dekorieren. Das Fatale aber auch das Schöne bei solchen Aktionen ist immer, dass man dabei mal wieder Bücher in die Hand bekommt, die man schon lange vergessen hat, an die man gute Erinnerungen hat oder mit denen man gute Erinnerungen verbindet. Bücher, die man vor Jahren quasi inhaliert hat und Bücher, von denen man genau weiß, dass man sie toll fand, an deren Inhalt man sich aber beim besten Willen nicht mehr erinnern kann. Bücher, von denen man schon längst die Nachfolgebände gelesen haben wollte und Bücher, bei denen man sich geschworen hat, sie irgendwann noch einmal zu lesen. 




Und..... Bücher, die schon seit längerem ungelesen und vergessen im Regal stehen. In diesem Fall macht sich dann meist das kleine Teufelchen auf der Schulter bemerkbar, das mit dem Fuß aufstampft und entrüstet ruft "Warum kaufst du dir eigentlich andauernd Bücher? Du hast doch so viele, die du noch gar nicht gelesen hast!", was mich bisher aber nicht weiter beeindruckt hat, da mein guter alter Buddy, das Engelchen auf der anderen Schulter, daraufhin in der Regel elegant abwinkt und sagt "Egal! Es ist immer gut, genügend Auswahl zu haben!".




Bei meiner letzten Umräum-Aktion musste ich jedoch zu meiner Schande feststellen, dass das Teufelchen im Recht ist: Bei über 300 gezählten ungelesenen Büchern war auch bei mir irgendwann die Einsicht da, dass das ein paar zu viel sind. Und deshalb kam mir die Idee zu meinem persönlichen Leseexperiment fürs Jahr 2021:


Die Regeln sind einfach - ich kaufe mir 12 Monate, von Januar bis einschließlich Dezember, keine neuen Bücher sondern lese mich quer durchs Alphabet meiner bisher ungelesenen Schätze.


Natürlich gibt es Ausnahmen - wenn wir im Book Club ein Buch lesen, das ich noch nicht besitze, kaufe ich das. Klar. Am 23. April, dem Welttag des Buches, ist das Kaufen auch erlaubt, wo kämen wir denn da sonst hin?


Was Rezensionsexemplare angeht, werde ich 2021 sehr genau auswählen und nur die lesen und vorstellen, die mich wirklich wirklich von Anfang an überzeugen können.




Soweit die Regeln. Eigentlich ganz einfach, oder?


Was ich mir davon verspreche? - Alte Schätze neu zu entdecken und nicht ständig dem Druck ausgesetzt zu sein, die ganzen Neuerscheinungen, die mich interessieren, schon allein zeitlich gar nicht schaffen zu können. Ebenso erhoffe ich mir eine gewisse Gelassenheit, die Bücher, die mich so gar nicht vom Hocker reißen können, dann auch abzubrechen. Auch wenn ich mir wünsche, am Ende des Jahres weitaus mehr gelesene als abgebrochene Bücher auf der Liste stehen zu haben.


Ich glaube, das Jahr 2021 könnte ein sehr interessantes Lesejahr für mich werden, denn es gibt da so einige Bücher in meinen Regalen, die nur darauf warten, endlich ihren Auftritt zu bekommen.... 





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