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"Verboten, umstritten, gefeiert: Der Tabu-Bestseller aus
Saudi-Arabien!"
Aus reiner Neugier habe ich mir dieses Buch gekauft, spielt doch die (nur teilweise fiktive) Handlung in Saudi-Arabien, einem exotischen Land, das uns aus den Erzählungen aus 1001 Nacht wohlbekannt ist.
Die Realität in diesem Land ist allerdings leider auch jetzt im 21. Jahrhundert alles andere als exotisch: Vor allem junge Mädchen haben unter den Fesseln zu leiden, in die sie durch Kultur und Religion gelegt werden. Jedes noch so kleine bisschen Freiheit müssen sie sich hart erkämpfen.
"Natürlich dresche ich härter auf die Männer ein...sie haben mehr Möglichkeiten, also trifft sie größere Schuld." - Rajaa Alsanea im
SZ-Interview
Rajaa Alsanea, selber aus einer reichen saudischen Mediziner-Familie stammend, schrieb dieses Buch, als sie gerade erst 18 Jahre alt war und löste damit in ihrem Land einen riesigen Skandal aus. Hier haben Frauen demütig und keusch zu sein und es ist eine absolute Ungeheuerlichkeit, dass junge Mädchen genau wie jene in der westlichen Welt ihre Ehemänner richtig kennenlernen wollen, bevor sie vor den Traualtar treten.
Die Autorin bringt in einer Aneinanderreihung von Emails, aus denen dieser Roman besteht, die Fakten auf den Tisch: Als Mädchen, auch wenn man aus einem gutbetuchten Elternhaus stammt, so wie die vier Protagonistinnen Kamra, Sadim, Lamis und Mischail, hat man in Arabien kaum Möglichkeiten. Rechte schon mal gar nicht!
Hochzeiten werden von den Eltern früh arrangiert und wenn die Brautleute Glück haben, haben sie sich vor der Trauung vielleicht einmal gesehen. Die einzige Möglichkeit, sich näher kennenzulernen, ist der telefonische Kontakt - allerdings nur, wenn die Väter dem zustimmen. Als Mädchen und Frau hat man den Männern ganz einfach zu gehorchen und nichts infrage zu stellen. Für uns unvorstellbar und ganz klar die absolute Unterdrückung, in der islamischen Welt völlig normal.
Natürlich wurde Alsaneas Roman in Saudi-Arabien verboten und natürlich bekam man ihn trotzdem auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen. Dabei geht es dort um nichts anderes als um die vier Freundinnen, die wie jedes andere Mädchen auch von der großen Liebe träumen. Die zwar "Sex and the City" im Fernsehen empfangen können, denen es aber nicht gestattet ist, sich mit einem Mann allein in einem Raum aufzuhalten, sofern sie nicht mit ihm verwandt oder verheiratet sind.
Unsere vier Freundinnen sind recht modern, studieren Medizin oder Jura und sagen den Traditionen den Kampf an. Theoretisch. Praktisch sieht es so aus, dass die ein oder andere sich in einen Studienkollegen verliebt und sofort in die Rolle der traditionellen arabischen Frau springt, die sich unterwirft und gehorcht, um dem Mann zu gefallen....und dabei mehr als einmal ganz böse auf die Fresse fällt.
Rajaa Alsanea nimmt kein Blatt vor den Mund und hat keine Angst vor Tabus, trotzdem ist sie eine stolze Araberin, die ihr Land liebt und mit diesem Buch sicherlich auch einen kleinen Anstoß zum
Umdenken geben wollte.
Wenn man selbst in der westlichen Welt aufgewachsen ist, schüttelt man nur den Kopf und denkt sich während der Lektüre ständig "Warum haut sie nicht mal kräftig auf den Tisch? Warum lässt sie das
mit sich machen? Warum schießt sie den Typen nicht in den Wind?" - weil sie es nicht kann. Weil Tradition, Ansehen, Erziehung und Religion ihr das Verhalten verbieten, das für unsereins
selbstverständlich ist.
Es ist ein sehr mutiges Buch und ich ziehe den Hut vor dieser jungen Autorin, die mit der Veröffentlichung sicherlich einiges riskiert hat. MEIN FAZIT: 3,5/5 GLITZERSTERNEN
INFOS ZUM BUCH
TITEL: Die Girls von Riad
AUTOR: Rajaa Alsanea
VERLAG: Goldmann Verlag (www.goldmann-verlag.de)
ISBN: 978-3-442-46656-6
ERSCHIENEN im November 2008
FORMAT: Taschenbuch
SEITEN: 336
PREIS: nur noch gebraucht zu bekommen
TITEL DER ORIGINALAUSGABE: Banat al-Riyad
Aus dem Arabischen von Doris Kilias