Mitte 40, fertig, los von Franka Bloom

*Werbung, da Markennennung  


"Mit Mitte 40. Studium, Beruf, Ehe, Kinder, Eigentum, Lebensversicherung. Alles in Sack und Tüten. Das war der Plan. Ein guter Plan, der ja auch funktionierte - bis vor kurzem."

- Zitat Seite 7/8


 

So hatte Rike sich das vorgestellt: Ein gemütliches Hausfrauendasein mit gut verdienendem Ehegatten und vorbildlichem Sohnemann in einem hübschen Einfamilienhaus in allerbester Vorstadtlage. Familienidylle pur. Und das war es auch. Bis vor drei Monaten. Bis Rikes Nachbar heulend vor der Tür stand, um ihr mitzuteilen, dass seine Frau und Rikes Mann ein Verhältnis haben. Und das nicht erst seit gestern.

 

Erst am Boden zerstört, dann stinksauer sieht auch Rike ein, dass in diesem Fall eine Trennung unausweichlich ist. Immerhin bleiben ihr ja noch das Haus und der Sohnemann - denkt sie. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass der Göttergatte seine Firma inklusive sämtlicher Sicherheiten und Wertanlagen komplett gegen die Wand gefahren hat. Das Haus wird verpfändet und der Sohn beschließt, seine Pubertät beim Vater in der Wohnung in der großen Stadt auszuleben, denn da ist mehr los und der Vater ist ja sowieso nur mit der neuen Flamme beschäftigt.

 

Und was bleibt da noch für Rike übrig? - Zwei Optionen: Obdachlosigkeit oder der Wiedereinzug bei ihrer Mutter Wilma. In Rikes Fall könnte man es auch Pest gegen Cholera nennen. Aber da es gerade regnet, beschließt sie schweren Herzens, wieder in ihr altes Kinderzimmer im beschaulichen kleinen Meppelstedt zu ziehen. Nur vorübergehend versteht sich. Also höchstens für ein paar Tage.

 


"Es könnte ja sein, dass morgen die Schmidts von nebenan einem Doppelmord zum Opfer fallen und kurz darauf die Reporter vor der Tür stehen, um sich nach dem Privatleben der Opfer zu erkundigen. Dann soll es nicht heißen, die Gegend sei schmuddelig, nur weil meine Mutter nicht aufgeräumt hat oder der Garten nachlässig geharkt ist."

- Zitat Seite 19


 

Und Wilma? Tja....die ist ein Fall für sich. Jahrelang unter der Fuchtel ihres kürzlich erst verstorbenen und zu Lebzeiten äußerst pingeligen Ehemannes stehend, setzt sie nun im Witwendasein ihr altes Leben fort und putzt und räumt von morgens bis abends penibel dort auf, wo alles schon längst aufgeräumt ist und kocht und backt und räumt anschließend wieder auf.

 

Nun kann sicherlich jeder nachvollziehen, dass es kein Zuckerschlecken ist, mit Mitte 40 wieder bei den Eltern bzw. bei einem Elternteil einzuziehen. Wenn man es so will, ist es geradezu ein sozialer Abstieg, ein Verlieren auf der ganzen Linie. 

 

Trotzdem könnte man zunächst meinen, dass es Wilma guttut, Rike wieder um sich zu haben. Schnell merkt man hier jedoch, dass die beiden in ihrem jeweils eigenen Trott leben, aneinander vorbei leben und sich erst (wieder) aneinander gewöhnen müssen.

 

Rike ist nicht ehrlich, weder zu Wilma noch zu ihren alten Schulfreunden, denen sie nach und nach in Meppelstedt über den Weg läuft, denn sie will sich ihr eigenes Versagen nicht eingestehen. Und so erzählt sie sogar ihrem Sohn, dass sie nur vorübergehend bei Wilma wohnt, weil ihr eigenes Haus gerade großflächig und aufwändig renoviert wird. Unnötig zu erwähnen, dass sie mit dieser Lüge schon bald auffliegt.

 

Auch Wilma hat es nicht so mit der Ehrlichkeit, fängt an, Geheimnisse vor Rike zu haben und legt plötzlich überhaupt ein komisches Verhalten an den Tag - ein Verhalten, dass zu einer frischgebackenen Witwe nicht so recht passen will.

 

 

"Mitte 40, fertig, los" ist ein Roman, der mich manchmal sehr zum Lachen gebracht hat, in dem ich aber auch viel aus meinem eigenen Leben wiedererkannt habe. Einige komische Angewohnheiten von Wilma sind gar nicht so weit hergeholt, denn ich habe sie tatsächlich so auch schon bei meiner Mutter beobachtet und Rikes Jugend verlief in etwa so ab wie meine eigene Jugend. Der Knüller schlechthin sind allerdings Wilmas Nachbarn! Ich schwöre Euch, das SIND meine Nachbarn!

 

Dieser Roman ist ein Roman aus dem Leben. Ein Roman mit allen Höhen und Tiefen, durch die man gehen kann, ein Roman zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken. Ein Roman, der einem durchaus auch den Spiegel vorhält, der die Protagonisten wachsen lässt und der den ein oder anderen Aha-Effekt für den Leser bereithält. Ein Roman, in dem sämtliche Figuren so liebevoll und bildlich gezeichnet sind, dass man sie vor sich stehen sieht und mit ihnen Seite an Seite durchs kleine fiktive Meppelstedt geht.

 

Kurzum: "Mitte 40, fertig, los" hat mich wunderbar unterhalten und bekommt von mir 4/5 GLITZERSTERNEN.

 


INFOS ZUM BUCH

 

TITEL: Mitte 40, fertig, los

AUTORIN: Franka Bloom

VERLAG: Rowohlt Taschenbuch Verlag

(www.rororo.de)

 

ISBN: 978-3-499-27437-4

Erschienen im März 2018

FORMAT: Klappbroschur

SEITEN: 416

PREIS: 10,99 Euro

 


 

 

 

Offenlegung: Der Rowohlt Taschenbuch Verlag hat mir das Rezensionsexemplar von "Mitte 40, fertig, los" unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dies beeinflusst jedoch nicht meine Meinung zum gelesenen Inhalt, denn natürlich gilt wie immer: MEIN BLOG - MEINE MEINUNG!