Es gibt Hunde-Menschen und es gibt Katzen-Menschen. Und obwohl ich auch zwei Katzen in meinem Leben hatte, war ich immer der absolute Hunde-Mensch.
In meiner Teenagerzeit gab es Benny, einen Bobtail-Neufundländer-Mischling, mit dem ich ständig unterwegs war. Gefolgt von Dicker, einem Rottweiler-Mischling. Danach war ich vier Jahre ohne Hund und ja....es fehlte einfach etwas. Der Wunsch war immer da, doch ich wohnte damals mitten in der Stadt in einer Dachgeschoss-Wohnung. Und da ich mein Augenmerk stets auf große Hunde gelenkt hatte, kam die Haltung solcher natürlich nicht in Frage. Bis ich über die Rasse Zwergpinscher stolperte, quasi ein Dobermann im Miniformat.
Tja, was soll ich sagen? Vor neuneinhalb Jahren zog Spike bei mir ein, ein etwas größenwahnsinniger Zwergpinscher, der im Herzen ein Pitbull ist.
Mit Spikes Einzug kamen immer mehr Sprüche aus dem Bekannten-, Verwandten- und Freundeskreis. Wie man sich denn so binden könne. Ein Hund? Da könne man ja gar nicht mehr in den Urlaub fahren. Da sei man immer so abhängig.
Abhängig und kein Urlaub? - Von wegen! Ich sehe überhaupt gar kein Problem darin, mit Hund(en) in den Urlaub zu fahren. Camper werden mir da zustimmen, denn auch wir sind oft mit dem Wohnwagen unterwegs und treffen jede Menge Hunde auf sämtlichen Campingplätzen Europas. Und auch wenn man gute Hotels, in denen Hunde erlaubt sind, leider immer noch mit der Lupe suchen muss, kann ich Euch versichern, dass es sie gibt.
Muss man nun aber auf etwas verzichten, wenn man seinen Hund im Urlaub dabei hat? Jein. Sicherlich kann man sich den abendlichen Discobesuch, den Musical-Besuch oder das ein oder andere Museum sparen. Andererseits macht man aber wiederum auch Erfahrungen, die man ohne Hund nicht hätte:
- man kommt mit den Leuten ins Gespräch
- man entdeckt seinen Urlaubsort früh am Morgen und spät am Abend
- man findet beim Gassigehen immer wieder neue Ecken, in die man als "normaler" Tourist vielleicht nie gekommen wäre
- man geht lieber zufuß, weil der Hund ja Bewegung braucht
- man ist mehr in der Natur
Wer nun aber glaubt, dass wir nur im Grünen unterwegs sind, der irrt gewaltig, denn mit wohlerzogenen Hunden ist auch ein Städtetrip, ein Restaurant-Besuch oder die Besichtigung eines Museums (in dem Hunde erlaubt sind) überhaupt kein Problem. Mit wohlerzogen meine ich übrigens keinen Kadavergehorsam eines Deutschen Schäferhundes, sondern einen Hund, den man überall dabei haben kann, ohne dass er unangenehm auffällt.
Man sagt ja immer, dass Reisen jung hält. Ich glaube fest daran, dass an dieser Theorie etwas Wahres ist und ich glaube sogar, dass sie für Hunde genauso gilt. Spike ist da nämlich das beste Beispiel, denn er wird nicht nur bald 10 Jahre alt, zudem ist er auch noch mit drei Jahren aufgrund eines Gendefektes vollständig erblindet. Trotzdem liebt er es, mit uns unterwegs zu sein und hängt mir nur noch an den Hacken, wenn er merkt, dass wir packen. Nicht, dass wir ihn am Ende noch vergessen!
An jedem Urlaubsort ist er der Erste, der loszieht, das Gelände erkundet und der Meinung ist, jeden Menschen in der näheren Umgebung persönlich begrüßen zu müssen. Auf Spike müssen wir daher ständig ein Auge haben, da er sonst wieder entwischt. Ja, er ist vollständig blind - aber das stört ihn nicht. Die unbekannten Gerüche in neuen Gegenden sind einfach zu verlockend. Andererseits fordern sie einen Hund natürlich auch, was ihn wiederum fit hält. Ein Teufelskreis sozusagen. Aber ein guter.
Sechs Jahre lang hatte Spike seinen Einzelhund-Status inne, dann adoptierten wir Lima. Und die Leute schlugen wieder die Hände über dem Kopf zusammen. Was wir denn mit zwei Hunden wollen? Sollen die etwa beide mit im Wohnwagen verreisen? Wie soll das denn gehen? Und überhaupt wäre das ja allen viel zu stressig, ständig auf zwei Köter aufpassen zu müssen. - Das sind dann übrigens die Leute, die selber so gut wie nie verreisen und ihre Bildung aus dem Fernsehprogramm haben. Nur mal so am Rande.
Lima ist ein Spanischer Windhund, ein Galgo Espanol, der das Schicksal zehntausender seiner Artgenossen teilt und nach der Jagdsaison in Spanien einfach entsorgt wurde. Während viele andere ihrer Rasse (schätzungsweise 50.000 pro Jahr) auf grausamste Art und Weise umgebracht werden, hatte Lima "Glück" und wurde "nur" in der Tötungsstation abgegeben.
Dort wurde sie vom Tierschutz befreit, ein abgemagertes Häufchen Elend mit mehreren gebrochenen Rippen, das die Welt nicht mehr verstand. Für die Spanier sind Galgos einfach nur ein Gebrauchsgegenstand, daher kannte Lima kein glückliches Hundeleben, als sie befreit wurde. Auf Umwegen kam sie zu uns und uns war in erster Linie wichtig, dass sie auf den kleinen Blindfisch Spike achtet. Das tut sie hervorragend.
Aber eignet sich ein Hund, der in seinen ersten Lebensjahren kaum Gutes erlebt hat und auch nach einem Jahr in Deutschland immer noch Alpträume hat, auch als Reisebegleitung? Nun, das galt es herauszufinden....
Hamburg war das erste Ziel und Lima machte sich großartig. Zeeland und Brügge folgten und Lima genoss es, am Strand laufen zu können und verhielt sich inmitten des Touristentrubels von Brügge wie ein Profi. Im Sommer darauf starteten wir eine Tour durch Deutschland: Trier, Cochem, Harz, Elbsandsteingebirge, Dresden und ein Abstecher nach Prag. Immer dabei: Spike und Lima.
Bei Spike ist der Vorteil seiner geringen Größe, dass man ihn problemlos tragen kann, wenn es irgendwo zu voll wird. Lima hingegen geht überall hin wo wir hin gehen und zeigt dabei niemals Angst. Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass beide Hunde begeisterte Autofahrer sind und somit vorletzten Sommer die Strecke nach Korsika (mit Zwischenstopps in Südtirol und Nizza) gemütlich dösend verbracht haben.
Auch diesen Sommer waren die beiden mit von der Partie bei unserem Campingtrip durch Südschweden. Vorher Berlin und Amsterdam, danach Sankt Peter-Ording, wo Lima besonders gerne ist.
Wer also behauptet, man wäre mit Hund im Urlaub eingeschränkt, der hat nur in dem Punkt recht, dass die Suche eines guten Hotels sich in diesem Falle schwierig gestaltet (...aber auch hierzu werdet Ihr in Zukunft Tipps von mir finden), ist man jedoch Camper, mietet ein Ferienhaus oder übernachtet im Hostel, ist man alles - außer eingeschränkt.