* selbst finanzierte Reise
Normalerweise gehöre ich zu den Reisenden, die im Vorfeld viel über ihr nächstes Urlaubsziel recherchieren, die interessantesten Sehenswürdigkeiten aufschreiben und die Tage genau durchplanen.
Wenn mir jedoch an einem Ort nur wenig Zeit zur Verfügung steht, lese ich vorher natürlich auch darüber, aber ansonsten lasse ich mich einfach nur treiben.
So auch in Weimar. In unserem Silvesterurlaub 2016/17 haben wir 5 Tage in Oberhof im Thüringer Wald verbracht und hatten ursprünglich vor, mehr Zeit in Weimar zu verbringen. Da es aber in und um
Oberhof so viel zu sehen gibt, blieb für Weimar nur ein Nachmittag. Einen Eindruck von dieser wunderschönen Stadt haben wir trotzdem bekommen.
Wenn Ihr mögt, begleitet mich doch auf einen kleinen Spaziergang....
Wir parken nun also innenstadtnah direkt am Poseckschen Garten und gehen von dort aus bequemen Fußes etwa fünf Minuten lang die Amalienstraße hinunter, bis wir die Frauenplan erreichen. Hier befinden wir uns mitten im sowohl geschichtlichen als auch touristischen Weimar.
Am Anfang der Frauenplan empfängt uns direkt das Goethehaus. Früher hat selbiger hier gewohnt, heute ist es ihm zu Ehren ein Museum. Ein hübsches Haus, das sich mit seiner pastellgelben Fassade
perfekt in das Allgemeinbild von Weimars Altstadt einfügt. Alle Häuser sind hier in leichten Pastellfarben gehalten, was des Fotografen Herz erfreut, denn hier möchte man wirklich nur
fotografieren.
....zum Beispiel die Kutsche, die gegenüber des Goethehauses steht, mit zwei imposanten Kaltblütern davor. Leider hat der Göttergatte eine extreme Pferdehaarallergie und außerdem haben wir
natürlich unsere Hunde dabei.
Wir gehen also weiter Richtung Norden und tauchen immer mehr in die Altstadt ein. Wir befinden uns nun in einer Fussgängerzone, die über die üblichen Geschäfte und Ladenketten verfügt, die es in
jeder größeren Stadt gibt. Hier jedoch wirkt alles sehr viel weniger grell und fügt sich perfekt in das Gesamtbild ein, so dass man gerne einige Zeit mit Bummeln und Schauen verbringt.
Wenn man die Häuser Weimars aufmerksam betrachtet, findet man sehr oft Sprüche daran. Auffallend oft! Entweder gemalt, geschraubt oder gemeisselt, könnte man vermutlich einen kompletten Tag damit zubringen, möglichst viele dieser Texte zu finden.
Für diejenigen unter Euch, die auf Kuriositäten stehen: Wenn Ihr die erste Straße nach der Frauenplan links abbiegt, seid Ihr in der Schillerstraße. Dort in der Nummer 18 befindet sich eine Mineralien- und Fossilienhandlung, in der man nur staunen kann. Denn sie ist übervoll mit Steinen, Fossilien....und Insekten. Aufgespiesst und hinter Glas. Am unterhaltsamsten ist jedoch die Verkäuferin, die für jeden Kunden einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Als ich dort war und interessiert den aufgespiessten Hirschkäfer betrachtete, erzählte sie gerade einer Kundin, sie hätte ihr eine Baby-Kakerlake zu ihren Einkäufen dazugepackt und wenn diese abhauen würde, sollte die Kundin, welche ziemlich konsterniert guckte, am besten in der Obstschüssel suchen.
Geht man nun die Schillerstraße weiter, kommt man zum Theaterplatz, wo sich zwischen Nationaltheater und Bauhaus-Museum die Statue zweier berühmter Söhne der Stadt befindet: Das
Goethe-Schiller-Denkmal. Normalerweise haben die Jungs eine Menge Platz um sich herum, als wir jedoch Ende Dezember dort waren, waren sie von einer Eislaufbahn eingekesselt und etliche Eisläufer
drehten fröhlich ihre Runden um die beiden. Vermutlich ist ihnen also von November bis Januar permanent schwindlig.
In Weimar wird der Weihnachtsmarkt nicht wie in anderen Städten am 24.12. geschlossen, sondern einfach nur umbenannt. Aus Weihnachtsmarkt wird Wintermarkt und ganz offensichtlich haben entgegen
der Erwartungen die Leute auch im Januar noch nicht die Nase voll von Glühwein und Co.
Natürlich hat Weimar auch grüne Ecken zu bieten. Wir machen einen Schlenker rechts um die Altstadt herum und erreichen den Ilmpark, der auch im Winter wunderschön ist. Wir durchschlendern ihn zur
Hälfte und biegen auf der Höhe von Goethes Gartenhaus rechts ab zum Tempelherrenhaus. Einst stand hier ein sehr stattliches Gebäude, das jedoch im zweiten Weltkrieg leider massiv zerstört wurde.
Heute ist es eine Ruine, allerdings eine sehr sehenswerte.
Nahe dem Tempelherrenhaus treffen wir auf eine scheinbar interessante Sehenswürdigkeit: Die Parkhöhlen. Wie in vielen anderen Städten auch, sind weite Teile der Altstadt mit unterirdischen Gängen
durchzogen.
Wir haben Lust, diese zu erforschen. Und da die Hunde sowieso eine Pause brauchen und wir uns ganz in der Nähe unseres Autos befinden, bringen wir sie dorthin, bevor wir die Parkhöhlen
besuchen.
Glücklicherweise lieben beide Hunde das Auto und sind völlig zufrieden, wenn sie nach einer langen Gassirunde dort schlafen können. Da es draußen sehr kalt ist, werden die beiden zugedeckt,
bekommen noch eine Wärmflasche in ihre Körbchen (ja, wir haben an alles gedacht) und ein Leckerli und sind dann auch schon fast eingeschlafen, als wir uns wieder auf den Weg machen.
Leider sind die 12 Meter unter der Erde gelegenen Parkhöhlen eher enttäuschend. Um richtig in die Unterwelt einzutauchen, muss man an einer Führung teilnehmen, denn als "normaler" Besucher sieht man nur saubere Backsteinwände mit jeder Menge Schautafeln, ein wenig Geröll und eine Sonderausstellung zum Thema Erdbeben. In Chile. ...aber das interessiert uns gerade nicht so brennend. Wir sind ja schließlich in Weimar.
Direkt gegenüber des Eingangs der Parkhöhlen befindet sich der Sowjetische Ehrenfriedhof, der im Sommer 1945 für Soldaten der Roten Armee angelegt wurde. Jetzt im Winter herrscht dort eine
mystische Atmosphäre.
Da wir langsam Hunger bekommen, gehen wir zurück zum Wintermarkt und gönnen uns diese leckeren ungarischen Langós. Wenn Ihr die noch nicht kennt: Probiert sie unbedingt bei nächster Gelegenheit!
An einer Seite des Marktes befindet sich das berühmte und schon über 100 Jahre alte Hotel Elephant, das ursprünglich ein Wirtshaus war und in dem Goethe, Schiller, Liszt, Herder und alle anderen berühmten Persönlichkeiten der Stadt ein und aus gingen. Heute ist es ein Luxushotel und ich wollte unbedingt einen Blick drauf werfen. Glaubt es mir, den Glanz vergangener Tage sieht man dem Haus an. Irgendwie. Berühmt ist es übrigens für seinen Balkon, auf dem immer wieder Statuen verschiedener Persönlichkeiten der Geschichte stehen. - Im Moment darf Martin Luther sich dort den Hintern abfrieren....
Weimar ist definitiv eine wunderschöne Stadt und ich bin sicher, dass ich eines Tages wiederkommen werde. Dann allerdings werde ich mir mehr Zeit nehmen.